#20 – Das Rad des Hamsters

Thomas Pisar – satirisch – über Führen und Geführtwerden. Staffel 2 / Folge 10.

Der Tag beginnt um 05.30 für Leo Blum. Da läutet der Wecker. Um 05.53 hievt er seinen vom Vortag noch immer müden Körper aus dem Bett. Erholt er sich eigentlich im Schlaf? Die Katze malträtiert ihn seit mehr als einer Stunde. Schnurrt und will Liebesbekundungen. Hat vielleicht nur Hunger. Egal. Seine Frau Molly schnarcht leise. Einhorngesang. Kein Schnurren, will keine Liebesbekundungen oder Einhorn. Auch egal. 

Katze füttern, dann Pulver schlucken. In dem Alter schluckt man schon einiges. Espresso, kurz stark. Der erste des Tages. Es werden noch weitere folgen. Viele.

Blum begibt sich ins Bad. Warme Dusche, kalte Dusche. Ohne dem geht gar nichts. Rasieren? Egal. Das muss noch für einen Tag reichen. Uniform anziehen: weißes Hemd, Jeans, graues Sakko, schwarze Norweger. Zumindest da muss man keine Entscheidungen treffen. Das geht jeden Tag.

Seine Frau Molly ist ebenfalls bereits wach. Es braucht definitiv noch ein, zwei Kaffee, bis da Lebensgeister sichtbar werden. Lieber noch keine Kommunikation. Sie muss auch ins Büro. Zweiter Espresso im Stehen.

Kurze Verabschiedung, ohne Worte. Ein flüchtiger Kuss. Man fährt getrennt. Zwei Autos. Man weiß nie, wann der andere endlich aus hat.

Beim Autofahren sind beide zumindest so wach, dass sie miteinander telefonieren. Organisation des Tages und des Tagesteils nach dem Büro. Am Abend kommen Gäste. Freunde seiner Frau. Die Schönenbergers oder Schönbichls. Martin und Michaela, oder Martina und Michael. Er merkt sich das nie. Hoffentlich wird er zu dem abendlich Vorstandstermin gerufen. Kann erst später heimkommen. Muss sich den Mann Martin oder Michael nur kurz anhören. Keine Geschichten über das Fliegenfischen über sich ergehen lassen. Der Typ ist bei Wikipedia neben Langeweile abgebildet. Fleisch gewordene Langeweile. Dafür die eigene Wichtigkeit demonstrieren. Vorstandstermin und so.

Nach dem Telefonat mit Molly ruft er seinen Kollegen Schützhammer an. Klärt zwei strittige Punkte. Danach ziehen sie über den neuen Typen Brotlos aus dem Marketing her. 

Im Büro passt ihn schon die erste Mitarbeiterin ab. Sie muss unbedingt mit ihm sprechen. Braucht sein OK zu ihrer Ausbildung. Soll sie haben. Auf das Ausbildungsbudget hat noch keiner geschaut. Seine Assistentin Krawaltick hat fünf Fragen zu Terminüberschneidungen und einen Espresso für ihn.

08.30: Stand-up mit den Kollegen und seinem Chef und Vorstand Dedalus. Es geht los. Hundsmaier geht tief in die Eingeweide des gestrigen Ausfalls, der eine Eskalation beim Kunden Condo ausgelöst hat. Demonstriert sein Wissen. Lernt er das vorher auswendig? Blum interessiert es auf jeden Fall nicht. Er versteht nichts davon. Dedalus brummt nur. Ende von Hundsmaier. Stödling erklärt, warum sich die Zahlen in der Region nach unten entwickeln. Echt? Wir sind in der Zentrale, wen interessiert die Region? Zum Abschluss kommt der obligatorische Einlauf von Dedalus zu den Personalzahlen. Der Abbau geht zu schleppend. Diesmal ist der Einlauf direkt aus dem Gefrierschrank. Kalt und ein bisschen unangenehmer als sonst. Macht nichts. Fünf Minuten später hat er Körpertemperatur, nach zehn Minuten spürt man ihn gar nicht mehr. Stand-up Ende um 08.52. Noch kurz Zeit für einen Espresso, bevor es um 09.00 mit dem nächsten Termin losgeht. Planungstermin. Was für ein mieses Theater. Eigentlich müsste er dringend kacken. Das muss noch warten. Er will den Anfang nicht verpassen. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, außer bei einem Planungstermin, wenn das letzte Quartal komplett im Eimer war. Lieber Hermann Hesse, denk da mal drüber nach. 09.17 Anruf von Molly. Raus aus dem Meeting. Ob er eh nicht vergessen hat, dass heute die Schönmaiers oder Schöngrubers kommen. 19.00 Uhr. Er soll noch zwei Flaschen Wein besorgen. Es könnte heute lustig werden. Genau, ganz sicher. 

Ist seine Frau heute in Trance mit dem Auto gefahren? Das haben sie vor einer Stunde telefonisch bereits besprochen. Ruhig bleiben, Brauner. Damit der Abend lustig werden könnte, müssten die Schönfeilers oder Schönfärbers schon absagen.

Der Planungstermin verläuft wie immer. Es wird viel aufgeblasen, gedroht, verteidigt, angegriffen. Passiv, passiv aggressiv, aggressiv. Business as usual. Blum kann elf Emails, vier Chats und drei WhatsApp beantworten. In der Zeit sind einundzwanzig neue Emails eingetroffen. Im Chat ist viel los, alles unwichtig. Er verlässt den Planungstermin ein paar Minuten vor dem salbungsvollen Ende. Die neuen Planungsziele wurden bereits vor vierundzwanzig Minuten verteilt. Aber was soll man mit vierundzwanzig Minuten ohne Agenda machen. Horror vacui im Management. Also wird alles nochmals wiederholt. Früher gehen ist gefährlich, man könnte da noch was ausfassen. Er muss dringend. Er geht kacken und beantwortet die weiteren WhatsApp dabei. Eine von Molly. Er solle doch lieber vier Flaschen Wein besorgen. Oh Herr, wann kommt endlich die Einladung zu dem Vorstandstermin?

11.00-11.30 und 11.30-12.00 Jour Fixes mit zwei seiner Mitarbeiter, Kratzer und Nasta. Tiraden, was alles nicht funktioniert. Was man eigentlich machen müsste. Warum das keiner sieht. Ob denn alle blind sind, da oben. Oder blöd. Oder beides. Blum hat die rote Pille gewählt. Er sieht hinter die Matrix. Blau wäre besser gewesen. Hinterher. Wenn die wüssten, was die da oben denken. Wäre ein anderer Film für die beiden. Von Paw Patrol zu Wolverin. Egal. Blum lässt es über sich ergehen.

Mittagessen gestrichen. Gestern ist noch ein Meeting für 12.00 reingekommen. Eskalation. Das Projekt LKJ 2.0 ist im Arsch. Der Vorstand will asap wissen, was los ist. Dedalus somit auch. Blum somit auch. Eine Stunde lang hört er nur „Mimimimi“ – die Minions auf Helium. Ausreden, fadenscheinige Erklärungen und irgendwas von bösen internen Kunden. Wie soll er mit dieser Informationsaufbereitung irgendwas erklären? Der zugekaufte Projektleiter ist eine komplette Flasche. Dem zahlen wir Geld? Der müsste uns was zahlen. Die Aufbereitung von einem Volksschüler, der das erste Mal Powerpoint verwendet. Es gibt nicht nur A-Mannschaft. OK. Aber G-Mannschaft ist auch hart. „G“ wie „Geh mir aus den Augen, du Pfeife“. Um das vorstandstauglich zu machen, kann er selbst einen langen Abend opfern. Leider sind die Schöngrabers oder Schöndeichls da. Da würde er lieber Slides pinseln. Um 12.53 eine WhatsApp seiner Mutter. Er soll sich dringend melden. Er versucht sie zwischen den Meetings um 13.04 zu erreichen. Er ist bereits zu spät für den nächsten Termin. Muss dafür durch drei Gebäudeteile hetzen. Seine Mutter hebt nicht ab. Ruft zurück, als der nächste Termin gerade startet. Er muss wieder raus. Telefoniert mit seiner Mutter. Vorwurf. Sterben könne man, sagt sie. Sterben. Er melde sich nie. Wann auch? Außerdem würde man das riechen, sie wohnt gleich ums Eck.

13.07 startet der nächste Termin. Sieben Minuten zu spät. Er ist der Hauptprotagonist, alle warten bereits auf ihn. Kein Problem, sagen die Teilnehmer. Aber es ist ein Problem. Der Termin wurde für dreißig Minuten anberaumt. Reingepresst, weil einfach nicht mehr Zeit in seinem Kalender auf die nächsten sechs Wochen ist. Krawaltick hat die letzte Lücke gefüllt, wie ein Zahnarzt eine Plombe einsetzt. Im Vorfeld ist schon klar, dass man hier zu keiner Lösung kommen wird. Die Leute springen direkt in das Thema. Drei Stockwerke zu tief für Blum. Glauben die wirklich, dass er nur ein Wort davon versteht. Glauben die wirklich, dass er weiß, wovon die reden. Die sind jeden Tag in diesem einen Thema drinnen. Er hat circa hundert dieser Themen. Für Verständnisfragen bleibt keine Zeit. Er vergibt noch weitere Analyseaufträge, um das Thema zu verschieben. Das geht immer. Sie sollen einen neuen Termin mit Krawaltick ausmachen. Have fun. Er weiß jetzt schon, dass das wieder dreißig Minuten sein werden, die nie ausreichen. Egal. Kein Thema, wovon seine Zielerreichung und sein Bonus abhängen.

13.28 muss er leider raus. Leider. Er hat zwei Minuten Zeit, ein Brot mit Gorgonzola zu verdrücken, das ihm Krawaltick im Vorbeigehen in die Hand drückt. Coke Zero dazu. Man will nicht zu fett werden. Burgunder wäre ihm lieber gewesen.

Um 13.30 endlich wieder ein Meeting zum Luftschnappen. Informationstermin des Vorstands per Videocall. Das ist wie Radio Niederösterreich nur ohne Musik. Zu den einundzwanzig neuen Mails haben sich weitere vierunddreißig in seiner Inbox breit gemacht. Vier davon sind lange. Schauen wichtig aus. Enthalten Actions für ihn. Wer hat sich erlaubt, ihm Actions umzuhängen? Muss er in Ruhe lesen. In Ruhe. Wann soll die sein? Molly will per WhatsApp wissen, ob er schon den Wein besorgt hat. Leider, die Klon-Maschine war heute Morgen kaputt. Ob er was von dem drohenden Vorstandstermin weiß. Leider nein. Leider. Er schreibt nur: „Bin dran. Bussi“.

In dem Informationstermin kann er dreiviertel der neuen Emails als unwichtig löschen. Ersatzlos. Irgendwelche Lieferanten-Kalt-Akquise-Versuche. Die armen Teufel. Ungelesen gelöscht. Drei kann er beantworten. Fünf mit „FYA“ weiterleiten. Den Rest markiert er als To-Dos. 

14.18 kommt ein Anruf von Leucht, einer seiner Abteilungsleiter. Es gibt Probleme auf der Kundenplattform der S&T AG. Die Plattform wurde vorige Woche in Betrieb genommen. Irgendein Idiot hat ohne Abstimmung in der Nacht eine Wartung durchgeführt. Das Ding läuft, aber mit gehörigen Performanceproblemen. Eine Kundeneskalation ist aktuell nicht in Sicht. Nur damit er es weiß. 

Blums Nase sagt, dass er in rund einer Stunde wieder einen Anruf von Leucht bekommen wird. Er hetzt um 14.30 zum nächsten Termin. Geht kurz pinkeln. Jetzt spürt er es auch im Urin, dass was kommen wird. Krawaltick läuft ihm bis vor das Klo mit einem Espresso hinterher. Kann das nicht ein Corretto sein? Er kommt zum nächsten Halbstünder zu spät. Aber nicht nur er zum Glück. Das Meeting startet erst um 14.41. Eigentlich könnte man es gleich bleiben lassen. Man fängt an und hört ohne Ergebnis auf. Vertagt. Blum delegiert den Fortsetzungstermin an Talhammer, einen seiner Gruppenleiter. Der Anruf von Leucht kommt früher als gedacht, es ist 15.01. Die Plattform steht. Die S&T AG ist sauer. Eskalation an Vorstand möglich. Das ist grausam. Was für ein Fluch. Heißt also, dass sie unabwendbar folgt. Blum muss Dedalus informieren. Schreibt ihm eine SMS. Der schnellste Weg, um durchzudringen. Der Rückruf folgt unmittelbar um 15.04. Dedalus ist not amused. Stocksauer. Das kann jetzt auch keiner ändern. Dedalus fordert Konsequenzen. Genau. Das hat in der Bude noch nie jemand gemacht. Blum verspricht, Dedalus am Laufenden zu halten. Per SMS. WhatsApp von Molly. Die Schönbichles oder Schöngrabners, kommen bereits um 18.30. Sie hat sich vertan. Ob das eh geht? Klar. Muss nur mehr die Plattform laufen bis dahin. Das wird als Ausrede sicher gut zuhause ankommen.

Blum lässt seine Assistentin den 15.00 Termin absagen. Lieferantentermin. Die Leute sind extra aus Helsinki gekommen. Kann man nichts machen. Wien ist schön, sollen sich den Prater anschauen.

Er verzieht sich auf das Klo und versucht eine politisch korrekte WhatsApp an seine Frau zu formulieren. Löscht sie vor dem Abschicken und schreibt nur „OK. Bussi“ zurück. Keine Ahnung wie er das schaffen soll. Die restlichen vierzehn Minuten hetzt er zum nächsten Supermarkt und besorgt sechs Flaschen Wein. Sicher ist sicher. Er weiß schon, wer die heute brauchen wird. Um 15.30 hat ein Mitarbeiter aus dem Marketing um einen Interviewtermin für eine Forschungsarbeit gebeten. Namen schaut er kurz vorher in der Terminaussendung nach und hat ihn in der Sekunde vergessen. Der Termin wurde bereits sechsmal verschoben. Ein siebentes Mal traut sich das nicht mal Krawaltick. Und Krawaltick ist Krawaltick. Interview bis 16.30, das von sechs Anrufen von Leucht unterbrochen wird. Blum schreibt parallel vier SMS an Dedalus. Die Inbox füllt sich zwischenzeitlich aufs Neue. Im Chat wollen sieben Leute etwas von ihm. Das muss vorerst weiter ignoriert werden. Am Weg zum nächsten Termin telefoniert er mit Hubschoner und Gleissmayer. Sie sollen mit Leucht reden, ob er Unterstützung braucht. Danach noch ein Anruf mit Vorhammer, der benötigt eine Information zur letzten Entscheidung für sein Linienbudget. Muss um 25 Prozent gekürzt werden. 16.34 Termin mit zwei seiner Kollegen Wolfsmeier und Schützhammer. Austausch zu einem Thema, dass sie gemeinsam aus der Taufe heben wollen. Sie haben jeweils Unterstützung aus den eigenen Reihen mitgebracht. Irgendwelche Enterprise Architekten und Stabsmenschen. Präsentieren eine Nutzenanalyse, die allen zugutekommen soll. Und Weltfrieden. Blum hat keine Ahnung, was die beiden wirklich wollen. Er riecht den Braten, dass da nichts für ihn drinnen ist, außer Arbeit. Er riecht den Braten, dass die beiden ihm das umhängen wollen. Sicher nicht. Er braucht den Dreck nicht. Wenn Wolfsmeier und Schützhammer das haben wollen, sollen sie es allein machen. Free solo, als Duo. 17:30 der letzte Termin des heutigen Tages. Zum Glück mit seinem Lieblingsmitarbeiter. Mit Graber kann man wenigsten reden. Einer der wenigen guten, schlauen, vernünftigen. Graber hat er vor einem Jahr direkt zu sich geholt. ZbV – Zur besonderen Verwendung. Sonst wäre Blum komplett im Eimer. Graber ist ein Engel, eine Perle. Das hat sogar Dedalus erkannt. 

18.00 Uhr. Keine Einladung zum abendlichen Vorstandstermin in Sicht. Was für ein verdammtes Pech. Er schreibt an Molly: „Bin pünktlich: Bussi“. Dafür ein Anruf von Dedalus um 18.02. Er braucht noch dringend für den gerade laufenden Vorstandstermin die Informationen zum S&T AG Ausfall. Inklusive einer Entwicklung aller Ausfälle bei der S&T AG der letzten beiden Jahre. Apfeltasche dazu, lieber Dedalus? Blum delegiert das am Weg zum Auto telefonisch an Leucht. Der hat ja sonst nichts zu tun. Außer vielleicht einen Warroom leiten, der das Problem bei der S&T AG lösen soll. Blum hat das Problem von seinem Tisch. Leucht soll die Zahlen direkt an Dedalus schicken. Blum schreibt eine SMS an Dedalus, von wem er die Zahlen bekommen wird. Blums nächstes Problem sitzt in achtundzwanzig Minuten bei ihm zu Hause. Er macht sich auf den Weg. Im Auto versucht er noch seine Mutter zu erreichen. Wo hat die ihr Handy eigentlich? Danach delegiert er drei wichtige E-Mails telefonisch an Flötzer, Hut und Löschenkind. Die Mails dazu schickt er vom Handy während der Fahrt weiter. Er beantwortet die fünf wichtigsten Chats ebenfalls während der Fahrt. Handy weg vom Steuer, liest er auf einer Autobahnbrücke. Nach einem Radarticket wegen Schnellfahrens ist er um 18.29 zu Hause. Mit sechs Flaschen Wein. Eineinhalb wird allein er trinken, um den Schmerz zu betäuben, den der Langeweiler Schönflatscher oder Schöngreiner verursacht. Fliegenfischen. Wie lange sitzt man für Mord im Affekt? Fünf Jahre. Nicht länger als sich der ganze Abend anfühlt. Um 23:17 sind die Gäste weg. Endlich. Todmüde fällt er neben Molly ins Bett. Die Frage nach seinem heutigen Tag hört er nur mehr, als sein Kopf am Kissen aufschlägt und sein Geist wegdriftet. Dröhnender Einhorngesang. Tagesbilanz: 23 Telefonate, 12 Termine (einer abgesagt), 23 SMS, 14 Delegationen, unzählige WhatsApp, sieben Espressi, eineinhalb Flaschen Wein. 

Anzahl abgeschlossener Actions: Null. 

Morgen um 05.30 beginnt der nächste Tag. 

Learnings

Ein ereignisreicher und ergebnisloser Tag. Ein paar Learnings auszugsweise:

  • Überforderung als Normalzustand: Blum ist im permanenten „Reaktionsmodus“ – getrieben von Eskalationen, Kommunikationsflut, Termindruck und internen Querelen. Es bleibt keine Zeit für reflektierte Entscheidungen oder strategisches Denken. Wenn Blum entscheidet, dann zwischen Tür und Angel.
  • Die Meetings sind weitgehend sinnlos und dienen maximal dazu, andere Arbeit erledigen zu können.
  • Führung findet kaum statt. Mitarbeitende werden wenig wertschätzend mit zusätzlicher Analysetätigkeit beauftragt. Andere dürfen sich zwar auskotzen, aber es geht bei einem Ohr rein, beim anderen wieder raus.
  • Die meiste Aufmerksamkeit bekommt die Eskalation, rauf bis zum Vorstand, dessen kurzfristige Aufträge die Organisation noch zusätzlich vom Problemlösen abhalten.
  • Das Privatleben bietet keinen echten Ausgleich.
  • Blum erkennt selbst die Absurdität seines Alltags, scheint aber unfähig, daran etwas zu ändern. Seine Selbstironie kippt ins Zynische. Es fehlt der Reflexionsprozess.

Kennen Sie Tage wie diese? Nehmen Sie sich ab und zu die Zeit, über ihr eigenes Wirken nachzudenken? Jetzt kommt bald der Sommer, vielleicht ergibt sich da eine ruhige Minute.

Wenn wir diesen Tag als einen „normalen“ Tag im Management ansehen, wie groß ist die Diskrepanz zu breit geführten Diskussionen zu Themen wie „Leadership“, „Führungskompetenz“ oder „werteorientiertes Handeln“?

Artikel erschienen am 27.05.2025 in der „Presse„: https://www.diepresse.com/19726661/das-rad-des-hamsters

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